Spieltag 1: Der Vorhang ist gefallen, aber die dicke Diva ist noch beim Schminken.
Ich werde versuchen, wie angekündigt, für jeden Spieltag zwei Topspiele herauszupicken und nachzuberichten, je ein Spiel aus jeder Gruppe, während der Cross-Spiele nach Gusto.
Die ersten Spieltage kommen in der Regel noch zu früh, um Prognosen abzusetzen - paar Spieler haben noch Trainingsbedarf, die Set Plays sitzen noch nicht so, die Form ist urlaubsbedingt mau. Spannend sind sie dennoch, weil auch und gerade in der Frühphase wichtige Punkte eingefahren wie auch verloren werden; man denke an die letzte Saison in der roten Gruppe.
Ich hoffe, ihr gestattet, wenn ich - entgegen meiner Intention - für das erste Highlightspiel der roten Gruppe die Partei Rooks-Kraken kurz schildere. Denn im Gegensatz zu einigen anderen potentiellen Spitzenspielen, etwa B94-MDC oder auch Eisbären-Gladiatoren, begegneten sich beide Teams mit offenem Visier und gleicher Motivation, und lieferten sich, wie bei Spielen der Ulmer üblich, vor allem ein offensives Shootout - mit dem glücklicheren Ende für die Schwaben.
Wie zu erwarten war, gingen die Rooks der schmerzhaften Zone unter dem Korb aus dem Weg und verlagerten sich auf den Perimeter. Ex-MVP und Reboundmonster Cannas konnte entsprechend nahezu nach Belieben schalten und walten und pflückte sich neben 25 Punkten (9/12 2p, 7/9 fw) starke 19 Rebounds für ein saftiges Double-Double. Allerdings hängte ihm vor allem der kleinere, aber athletischere Uriel Carracedo (C, 11pts/8reb) rasch einige Fouls an, sodass er bei lediglich 26 Minuten auf den Feld bleib. Zeballos und Negrao hatten zwar auch die Oberhand über den Ulmer Backup-Center und local hero Brandtner, konnten Cannas aber nicht vollumfänglich ersetzen, wodurch das Rebound-Duell letztlich nur knapp mit 46-41 an den Kraken ging.
Das zweite, heftige Duell fochten Ottfried Hübenbecker und Jhonny Lottin auf der 3 aus. Sie trennten sich unentschieden - beide erzielten 23 Punkte bei ähnlichen Quoten und Stats, wobei Hübenbecker bemerkenswerterweise komplett durchspielte, währen Lottin durch Mario Gamalero (11min, 7pts bei nur 1/5) Entlastung erhielt. Die Tatsache, dass der sehr unangenehm zu spielende X-Faktor Hübenbecker mit vereinten Kräften (Lhottin etwa mit 6 Fouls nach 37mins raus) egalisiert werden konnte, spielte sicherlich eine große Rolle.
Entscheidend für den Sieg war jedoch die Sahneleistung des Ulmer Shooting Guards und Man of the Match Cosimo Mastrangelo. Sein neues Zusammenspiel mit dem Aufbauspieler Marcel Gerum-Wardas, der in den vergangenen Seasons häufig das Heft in die Hand nahm und Mastrangelo in die Rolle des Passgebers verdrängte, zahlte sich aus: Cosimo schoss 7/12 2p (58,3%) und satte 5/9 3p (55,6%) für 29 Punkte und produzierte nebenbei 4ast, 4reb, 2st und stolze 3blk - sehr zum Leidwesen des jungen und talentierten Johannes Frank, der vor seiner ersten Saison als Starter steht, gegen den routinierten Mastrangelo aber weder offensiv noch defensiv Land seh: 2/8 2p, 0-4 3p für nur 8 Punkte. Povilas, der zum Bankspieler degradierte ehemalige Starter auf der 2, steht vor dem Absprung und spielte entsprechend eher lustlos.
Aber hinterher ist man immer schlauer; vor allem dank des bärenstarken Front Courts des Kraken rund um Cannas war das Spiel lange offen und hart umkämpft, und ging letzten Endes mit nur einer einzigen Possession Vorsprung lediglich 102-99 für die Rooks aus. Ein glücklicher Sieg im Kampf zweier Mannschaften, die schon zu Beginn der Saison in bester Form sind.